Signaturenlehre

Irrlehre oder Erkenntnisweg?

Signaturenlehre als Analogie-/ Entsprechungslehre, bei der von äusseren Merkmalen einer Pflanze Rückschlüsse auf die inneren Qualitäten und Kräften einer Pflanze gemacht werden können.

Bereits die Menschen der Frühzeit glaubten, dass die Natur und ihre Lebewesen durch Formen, Farben, Gerüche und viele weitere Merkmale Signale geben, welche als Hinweise auf ihre inneren Qualitäten betrachtet werden können.

In vorwissenschaftlichen Zeiten war die Signaturenlehre von wichtiger Bedeutung in der Pflanzenheilkunde. Die Kundigen waren sich gewiss, dass Pflanzen derart zu aufmerksamen Betrachtern sprechen und ihnen so ihre Heilkräfte enthüllen. Ähnlich wurde diese althergebrachte Analogielehre als „Physiognomik" für die Deutung des menschlichen Körpers, v.a. des Gesichtes und der menschlichen Psyche in verschiedenen Epochen der Medizinalgeschichte herangezogen.

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Frauenmantel

Der Guttationstropfen beim Frauenmantel als möglicher Hinweis auf den Wasserbezug des Frauenmantels  und damit auf die Heilwirkung bei prämenstruellen Schwellungen - z.B. geschwollene Beine, Brustspannen.

So können bei  Pflanzen in Form, Farbe, Geruch u.a. Entsprechung zu Organen, Körperteilen oder Krankheiten gefunden werden. Auf dieser „Zeichensprache" basieren weltweit viele volksmedizinische Heilsysteme. Durch den suggestiven Wunsch, die Qualitäten einer Heilpflanze möge auf den Behandelten übergehen o.ä. konnte die Wirkung noch gesteigert werden.     

Auch wenn Signaturen aus heutiger Sicht modernen wissenschaftlichen Analysemethoden nicht immer standhalten – so müssen sie doch als einfaches Raster, an denen die Wirkung von Heilpflanzen beurteilt und abgeschätzt werden konnte, betrachtet werden.

Vor allem Paracelsus trug mit seinen umfassenden Arbeiten dazu bei, die heilenden Eigenschaften zahlreicher Pflanzen und die Analogien zwischen Organen / Krankheiten und bestimmten Pflanzen aufzudecken. Für ihn war die Natur ein perfektes Abbild der kosmischen Ordnung. Der Mikrokosmos verbindet sich mit dem Makrokosmos, der Mensch mit dem Kosmos, die Pflanze mit dem Menschen.

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Schöllkraut

Bsp.: Schöllkraut enthält einen gelben Milchsaft. Durch dessen Farbe wurde die Pflanze mit Leber und Gallensaft in Verbindung gebracht und ihr heilsame Wirkungen bei Leber-Gallenblasenleiden zugeschrieben.

Bei ausführlicher Auseinandersetzung mit der Signaturlehre kann diese heute noch als möglicher Weg der Natur- und Heilmittel-erkenntnis  und als bereichernde Erweiterung der modernen Heilpflanzenkunde (ebenso der Antroposophischen Medizin, Spagyrik und Homöopathie) angesehen werden.

Das Pflanzenwesen

Wie ein Menschenkenner anhand des Gesichtsausdruckes,  der Physiognomie, einen Menschen einschätzen möchte, so versucht ein Pflanzenkenner die wirksamen Pflanzenkräfte - und damit die innere Idee der Pflanze - zu erkennen. Die tiefere Beschäftigung mit der Pflanzenwelt schärft die Sinne und ermöglicht eine spezielle Wahrnehmungsfähigkeit zu entwickeln und schliesslich ganzheitliche „Pflanzenbilder" zu verinnerlichen.

                                                                                                                                 Christian Raimann, Mai 2011

  

 

"Folgt nicht Galen, nicht Rhazes, folgt nicht eurer Geldgier, nicht eurem Machthunger, euer einziger Schulmeister ist die Natur! Lauscht der Natur, und ihr werdet erkennen, was die Krankheit und was das Heilmittel sei!"

                                                                                                                                                                         Paracelsus

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