Eberesche - Vogelbeere

giftige Chrottebeeri oder mystischer Schutzbaum?

"Wenn ich ein Stückchen Land besässe,
ich würde mir ein kleines Wäldchen von Ebereschen pflanzen.
Ein einziger der glühenden Bäume könnte schon das Glück eines Spätsommers ausmachen und verklären.
Ja, die Eberesche leuchtet in den Dezember hinein,
täglich etwas dunkler werdend und zweighängerischer.
Bis die letzte Koralle an der Dolde wartet auf die Schwarzdrossel,
die sie aufpickt."                                          Else Lasker-Schüler

Wunderrot leuchtend strahlen uns im Frühherbst die Früchte der Vogelbeere aus Hecken und Waldrändern entgegen. Als Kinder wurde uns ihre Giftigkeit eingebleut: "Holdere und Vogelbeeri sind giftig....". Mitnichten - beide Pflanzen sind nicht nur ungiftig, sondern mit Verstand eingesetzt sogar äusserst heilsam. In alten Zeiten wurden sowohl Holunder wie auch Eberesche als Schutzbäume hoch geehrt und für Rituale, Brauchtum und Heilzwecke eingesetzt. Im Laufe der Christianisierung wurde der heidnische Kultbaum dämonisiert und verteufelt - ...aus den verscharrten Gebeinen des Verräters Judas soll die Vogelbeere herausgewachsen sein...

Die Eberesche wächst vom Flachland bis in Berghöhe (bis 2400 m.ü.M.) als Strauch oder kleiner Baum auch an sehr exponierten Lagen - am liebsten aber auf leicht sandigen Böden. Stolz und schlank recken sich Stamm und Äste Wind und Wetter entgegen.

Im Frühling und Herbst durchbrechen Farbtupfer das unscheinbare Bild und zieren den Zauberbaum mit wunderbarem Blüten- und Früchteschmuck. Stark duftende, weiss-gelbliche Blütendolden heben im Mai und Juni die Vogelbeere aus dem kräftigen Grün der Hecken und Wälder hervor - im September und Oktober locken korallenrote Früchte Vögel zum Bankett. Die Bedeutung der Beeren als beliebtes Herbst- und Winterfutter für allerlei Vögel war sogar namensbildend.

Im Gegensatz zum Holunder sind die Qualitäten der Eberesche heute nahezu unbekannt:

  • Die Blüten können im Frühling zur Stoffwechselanregung und Reinigung als Tee eingenommen werden.
  • Die herb-bitter schmeckenden Früchte erzeugen in Mengen und roh genossen Bauchweh und Durchfall.

Gekocht und entsprechend zubereitet aber lassen sich aus ihnen wohlschmeckende Sirupe, Liköre, Beerenkompotte oder Desserts herstellen.
Wer sich vor dem herben und bitteren Aroma der Beere nicht scheut, kann ein bis zwei Früchte ab September direkt vom Baum pflücken und geniessen. Sie regen den Stoffwechsel, den Stuhlgang und den Lymphfluss an. Zarte Gaumen ernten erst nach dem ersten Frost oder unterziehen die Früchte einem kurzen Aufenthalt im Tiefkühler - so verlieren diese ihr ursprüngliches Aroma zugunsten einer leichten Süsse. Entsprechend gekocht verlieren die Früchte nun ihre schwer verträglichen Anteile und verwandeln sich in bekömmliche Säfte, Sirupe oder Desserts.
Wem die Früchte auch derart zubereitet noch zu bitter sind, kann diese durch mehrmaliges kurzes Aufkochen und Wegschütten des Kochwassers entbittern - allerdings auf Kosten des Vitamin C's und anderer wertvoller Stoffe.

Zubereitungen aus den Früchten stärken die Verdauungsorgane, aktivieren das Lymphsystem und lösen Verschleimung und Heiserkeit im Halsbereich.

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Wichtig: Die vorliegenden Rezepte und Heilpflanzenbeschreibungen dienen der Weiterbildung und sind nicht als therapeutische Ratschläge für eine Selbstbehandlung bei gesundheitlichen Beschwerden gedacht.