Naturphilosophie

Naturphilosophie

Seit jeher ist die Menschheit bestrebt die Erscheinungen und Gesetzmässigkeiten der Natur zu beobachten und zu erfassen. Um die Grundbegriffe des Lebens und der Lebensprozesse zu erklären gilt es, die daraus gewonnenen Erkenntnisse zu deuten. Das Wissen welches aus dieser Naturdeutung abgeleitet wird stellt eine fundamentale Basis für viele Gebiete wie Physik, Religion und alle traditionellen Medizinalkonzepte dar.

Das naturphilosophische Weltbild

Die Wurzeln dieser Weltsicht entstammen einer mystisch-magischen Frühzeit der Menschheitsgeschichte – einer Welt in der alles miteinander in Verbindung gesetzt wurde und heute geltende Gesetze noch weitgehend unbekannt waren. Für die westlichen Kulturen lässt sich diese bis in den babylonischen Raum zurückführen.

gr-344-1200.jpg

Natura magica

Die damalige Kosmologie erachtete den Menschen als Mittelpunkt aller Vorgänge, von wo aus er sich zu orientieren suchte, um alle Phänomene wie z.B. Zeit, Leben, Wetter, Gesundheit, Krankheit und Heilung zu erklären.

In diesem Weltbild durchdringen innere und äussere Kräfte alles und fügen Lebewesen, Dinge und Vorgänge in einen umfassenden Zusammenhang. Der Mensch ist in Verbindung, Gleichzeitigkeit und Übereinstimmung mit äusseren, kosmischen Erscheinungen. In das Universum - die „grosse ganzheitliche Ordnung", den Makrokosmos, ist er als Mikrokosmos, als kleine ganzheitliche Ordnung eingefügt.

Die Deutung der Naturbeobachtungen vermag die Zusammenhänge zwischen dem Grossen und dem Menschen herzustellen. Sie bietet ein verbindendes, Erklärungssystem in welchem beispielsweise das Herz als Lebensquelle des Organismus in Beziehung zur kosmischen Sonne gesetzt wird.

Eine paracelsische Medizin z.B ist ohne Einbettung in diese naturphilosophische Weltsicht unvorstellbar. So war für Paracelsus jedes Heilmittel gleichzeitig Träger einer höheren Energie. Alles war Teil des grossen Ganzen und sämtliche Naturreiche waren auf wunderbare Weise zu einem grossen Ganzen miteinander verwoben.

Die praktische Anwendung dieses kosmologischen Wissens geschah nach festgelegten Gesetzmässigkeiten und Regeln. Diese ermöglichten auf medizinischer Ebene sowohl die Deutung von Krankheiten, wie auch die Auswahl von Behandlungs-methoden und Heilmittel nach ganzheitlichen Gesetzmässigkeiten und in Übereinstimmung mit kosmischen Entsprechungen.

johanniskrautbluete49-1200.jpg

Johanniskraut

Johanniskraut wirkt als irdische Sonne gegen Schwermut, Depression und Schmerz.

Diese Erkenntnisse hatten für die traditionellen Medizin eine wichtige Bedeutung, da sie erstmals nachvollziehbare Grundlagen für die Beschreibung und Erklärung vieler Lebensaspekte, so z.B. für die Deutung von Gesundheit und Krankheit, lieferten. Für die moderne Naturwissenschaftschaften gelten heute fast ausschliesslich Erkenntnisse und Fakten, welche objektiv messbar und analytisch-statistisch auswertbar sind. Dem steht die naturheilkundliche Empirie – das Erfahrungswissen, welches seine Gesetzmässigkeit aus Naturbeobachtung und –deutung ableitet diametral entgegen. Gerade diese Empirie stellt aber eine der wichtigsten Säulen der traditionellen Medizin dar.

                                                                                                                                    Christian Raimann, Mai 2009

zurück